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ten bey allem Elend u. Gebrechen; bey hellen u. trüben Tagen war Er mein Trost u. meine Zuversicht. Ueber- haupt muß ich gestehen, daß ich in den 9 Jahren, die ich bey den großen Mädchen gewohnt habe, welche ich zärtlich liebte, viel Segen für mein Herz genoßen habe. Ihr Ge- deihen lag mir sehr am Herzen u. der Heiland hat mich auch viel Freude an ihnen sehen laßen. /sehr viele davon sind in der Gemeine brauchbare Schwestern geworden/ worüber ich mich von Herzen freue. 1771 d. 15t Octbr. krigte ich den Ruf {Antrag} mit dem nun selg. Br. Friedrich Unger in die Ehe zu treten u. auch zugleich den Ruf mit ihm der Gemeine in Philadelphia zu dienen. Ich nahm dieses im Vertrauen auf den Heiland an, ob es mich gleich viel kostete. d. 25t ged. Monts wurden wir getraut u. zogen darauf nach Philadelphia u. dienten dem Gemeinlein daselbst etliche Jahre. Der Heiland erfreuete uns hier mit der Ge- burt einer Tochter Anna Friedricka, welche jezt an den Br. Nath. Bro[a]wn verheirathet ist. { von welcher sie {wir} zwei Enkel Töchter erlebt haben.} Ao. 1775 erhielten wir einen Ruf nach Lancaster, daselbst schenkte uns der Heiland unser 2tes Töchterlein Maria Rosina, welche {jetzt, da ich schreibe} {nachher} hier in der Boarding School diente; ein paar Jahre dar- auf kamen wir nach Heidelberg. Diese Zeit war über- haupt sehr schwer wegen der Kriegs Unruhen. Noth und Jammer war überall, u. alle Correspondenz war gehemmt, weil niemand reisen durfte, ohne den Eid geschworen zu haben; u. so mußten wir leben ohne etwas von einer Gemeine zu wißen, alles ging durch einander u. man wußte nicht wo man sich hinwenden sollte. In dieser