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gefühlt hatte u. nun wieder von Herzen darum
beten u. seufzen mußte: Ach wo krig ich Jesum her!
da mengten sich Zweifel darein, ob Er sich meiner wieder
erbarmen u. mich aus Gnaden annehmen würde; der
gute Heiland half mir aber, u. schenkte mir das Ver-
trauen zu Ihm, daß Er mir alles vergeben habe, worü-
ber ich bekümmert u. verlegen war. D. 1t Jan. 1756
als an meinem Geburtstag wurde ich Candidatin zum
heil. Abmhl. das war mein fröhlichster Geburtstag
seit dem ich aus dem Kinder Chor gekommen. Ich fühlte
einen solchen Gottes Frieden dabey, daß ich mir fast
nicht recht gegenwärtig war. Der Anblick der Gemeine
u. was ich auf dem Saal sahe, erfüllte mein Herz
mit einer tiefen Ehrfurcht u. sehnlichem Verlangen
es lieber gleich mit zu genießen, welches mir auch
blieb, bis ich--aber erst nach 3 Monaten, neml. d. 7t
April d. J. am Gründonnerstage--die Gnade hatte
das erstemal mit zum h. Abmhl. zu gehen. Ach wie
selig war ich! ich fühlte mich so beschämt u. dankbar
gegen den Heiland, daß ich nur hätte mögen beständig
zu Seinen Füßen meinen Dank vergießen. Ich hatte
nachher unaussprechlich selige Zeiten; der Umgang
mit dem l. Heiland war in Wahrheit alles wonach ich
mich sehnte; ja es war mir ofte als wenn ich es mit
Ihm ganz allein zu thun hätte, ich kam auch bald dar-
auf ins Stunden Gebet, welches mich noch näher an