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an stand ich unter einer besondern Leitung des <persname>heiligen Geistes</persname>,
und habe oftmals bitterlich geweint, wenn ich dachte, <persname>Gott</persname>
mit etwas betrübt und beleidigt zu haben. Noch in
demselben Jahr hatte ich in meinem Herzen die er-
ste lebhafte Empfindung von der Liebe des <persname>Heilands</persname>,
da ich bey meiner Arbeit den Vers sang: Du <persname>Frie-
defürst Herr Jesu Christ</persname>, wahr'r Mensch und wahrer
<persname>Gott</persname>! ein starcker Nothhelfer du bist im Leben und
im Tod p., über welcher Beschreibung des lieben <persname>Heilands</persname>
mir unaussprechlich wohl und mein Herz mit inniger
Freude erfüllt wurde. In dieser Zeit sehnte ich
mich ofte gar sehr, nur <hi rend="underline">eine</hi> Seele zu kennen, die
gleiches Sinnes mit mir wäre. Endlich fügte sichs
am <date>25</date><hi rend="superscript"><date>t</date></hi><date> April 1734</date>, als dem <date>ersten Osterfeyertag</date>,
daß ich mit den erweckten Leuten in <placename>Langensalza</placename>
bekannt wurde, welcher Tag immer der frohesten
in meinem Leben war. Da ich in der Folge aller-
ley Beschreibungen zu hören und zu lesen bekam,
wie es bey der Begnadigung einer Seele zuginge;
so wurde ich sehr bedencklich über mich, weil ich es so
noch nicht erfahren hatte, und hielt mich für einen
verlornen Menschen; ging aber Tag und Nacht
in der Sehnsucht hin, eine Versicherung von
der Kindschaft <persname>Gottes </persname>in mein Herz zu kriegen.
Endlich, da ich einmal vor dem lieben <persname>Heiland </persname>auf meinen
Knien in grosser Verlegenheit lag, offenbarte Er
sich meinem Herzen, daß Er für mich genug gethan
habe, und nur von mir verlange, daß ich es
glauben möchte. Ich sagte denn in meinem
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Herzen: ich will es glauben, mein lieber <persname>Heiland</persname>!
daß du für mich genug gethan hast. Sogleich
verschwand mein ganzer Kummer und die ewige
Unruhe, und ich stund getröstet auf. Dis geschah
anno <date>1737</date>.
(In einem Liede hat er sich über diese Gnaden-
Stunde und deren selige Folgen in seinem künftigen
Gange folgendermassen geäußert.
Ich hab mir einen <persname>Freund </persname>erkohren,
der mich geliebt, eh ich geboren,
und auf die Freundschaft schon gedacht
die zwischen uns zu stand gebracht.
Ich kan mich noch in meinem Innern
der selgen Gnaden-Stund erinnern,
da mit verborgner Liebes Hand
Er mein Herz hat zu sich gewandt.
Als Noth und Jammer auf mich drangen,
und ich der Noth gern wär entgangen,
hat Er sich meiner Seel genannt,
und machte mir zum Trost bekannt:
Er sey es, der mir helfen solte,
wenn ichs nur kindlich glauben wollte,
daß Er für mich genug gethan;
ich glaubts; da ging die Freundschaft an.
Nun kenn ich Ihn seit manchen Jahren,
und hab es anders nie erfahren,
als daß Ers mit mir treu gemeint,
ach ja! ein solcher ist mein <persname>Freund</persname>.
Ihm sag ich alles, was mir fehlet,
Ihm klag ich, was mich drückt und quälet;
kaum daß ich mit Ihm red' davon,
vergibt er oder hilft mir schon.)