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daß sein Herz von der damals waltenden Gnade hingenom-
men gewesen, sein Elend und Verderben gründlich ge-
fühlt und durch die Kraft des Wortes von der Ver-
söhnung mit der <orgname>Brüder-Gemeine </orgname>auf das innigste
verbunden, doch aber auch vom Unglauben und manchem
Zweifel wegen seiner vorigen Abweichung vom <persname>Heiland</persname>
nicht frey gewesen.
14 Tage nach meiner Aufnahme in die <orgname>Gemeine </orgname>zu <placename>Beth-
lehem</placename>, fährt er fort, traf mich das Glück, mit dem <persname>Herrn
Grafen</persname> und den ihn begleitenden Brüdern und Schwestern
auf seinen ersten Heiden-Besuch unter die <persname>Delawar-
Indianer</persname> zu gehen. Diese Reise, von welcher in
dem Leben des seligen <persname>Grafen von Zinzendorf</persname> page 1426. eine kurze Be-
schreibung zu finden, war zwar kurz, indem sie nur 4
Tage daurte, aber dabey <persname>unserm seligen Bruder</persname> insonder-
heit sehr wichtig, wie man aus seinen darüber gemach-
ten Anmerckungen ersehen kann, ob er gleich auch viele
Beschwerlichkeiten der Pilgrimschaft dabei erfuhr. Unter
verschiedenen ihm eindrücklich gewesenen Worten, die er
auf derselben aus dem Munde des <persname>seligen Grafen</persname>, damals
<persname>Bruder Ludwigs</persname> genannt, aufgezeichnet, merckte er auch
an, daß derselbe einstmals von der göttlichen Vorsorge
des <persname>Heilands </persname>geredet habe, nach welcher Er in den <orgname>Ge-
meinen</orgname> allezeit Rath schaffe, wenn Menschen keinen
sehen, aber doch alles gläubig auf ihren <persname>Herrn </persname>wagen
und ankommen laßen; und auf die Weise wurde sich
auch wol Rath zu einer Druckerey finden, aus welcher
hernach der <orgname>Gemeine </orgname>und ihren Gliedern auf vielerley
Weise könne gedient werden."
Nach dieser Reise nahm unser <persname>seliger Bruder</persname> einen
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Antrag des seligen Grafen, ein Paquet Briefschaften
selbst nach Europa zu überbringen, willig an, reiste
den 4<hi rend="superscript">ten</hi> August dieses Jahres von Bethlehem über Phi-
ladelphia, und weil da keine Schifs-Gelegenheit
vorhanden, über Newyork nach London ab, wo er
den 23<hi rend="superscript">ten</hi> October ankam. Unterwegens kamen sie in große
Gefahr, indem das Schiff, als sie etwa 2 Drittel des
Weges vollendet, am 14<hi rend="superscript">ten</hi> October in Brand gerieth, aber
noch glücklich gerettet wurde.
Von London reiste er über Holland, nach einigen Auf-
enthalt in Heerendyk, nach dem Herrenhaag, wo er am 3<hi rend="superscript">ten</hi>
December ankam. Daselbst wurde er sehr liebreich auf-
genommen, und genoß in der Pflege der ledigen Brüder
daselbst, insonderheit durch den Dienst des Bruder Johannis
viel seliges für sein Herz, muste aber oft zum kindlichen
Glauben und Vertrauen gegen den Heiland aufgemun-
tert werden, weil er sich mehr an Menschen als an den
Heiland zu hängen schien. Er wurde hier nebst dem
seligen Bruder Würz zu Errichtung einer Gemein-Druckerey ge-
braucht, und reiste zu Bestellung der Schriften dazu, im
Januar 1743 nach Leipzig, besuchte in Herrnhuth, und kam
zu Ende Februar wieder in der Wetterau an. Daselbst
wurde er nach der Zurückkunft des Herrn Grafen von Zinzendorf
aus America mit der ledigen Schwester Johanna Do-
rothea Blaunerin, Vorsteherin des ledigen Schwestern-Chors
in Herrenhaag, am 18<hi rend="superscript">ten</hi> Juni zur Heiligen Ehe verbunden:
Sie reisten noch in dem Jahre zum Synodo nach Hirsch-
berg, nach der Oberlausiz und Schlesien, und kamen zu
Ende des Jahres wieder nach derm Herrenhaag. Zu Anfang
1744 kam er mit Errichtung der Buchdruckerey in
Marienborn zustande, und hat vom Anfang Mart dieses