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— 349 —
Desto mehr mußte man sie bedauern, als man ge-
wahr wurde, daß bey ihrem zunehmenden Alter die
Kräfte ihres Geistes dergestalt abnahmen, daß sie in
eine völlige Verrückung des Verstandes gerieth, bey
der sie oft gar nicht zu bedeuten war. Ungefähr fünf
Jahre verbrachte sie in diesem höchst traurigen Zustand,
in dem sie der Gegenstand des innigsten Mitleidens
war, und zwar zunächst ihrer Chorschwestern, die mit
ihr in einem Hause wohnten- und denen der Heiland
selbst die Geduld und Nachsicht lohnen wolle, mit der
sie die nicht geringen Beschwerden ertrugen, die auch
für sie daraus hervorgingen. Dazwischen hatte sie
wieder lichte Augenblicke und Stunden, wo sie sehr
herzlich und liebhabend war, und lihre Sehnsucht aus-
drückte, aufgelöst zu werden, und bey Christo daheim
zu seyn. Zu der Erfüllung dieses ihres Wunsches
schickte es sich dann einige Wochen vor ihrem Ende
recht augenscheinlich an, da man die Abnahme ihrer
Leibeskräfte deutlich bemerken konnte. Ohne eigent-
liche Krankheit wurde sie von Tag zu Tage schwächer,
und da man am 23sten Juny 1817 des Morgens be-
merkte, daß die Stunde ihrer Erlösung erschienen war,
so wurde ihr der Segen des Herrn und ihres Chores
zu ihrer Heimfahrt ertheilt, worauf sie sanft und selig
verschied.
Ihr Alter hat sie gebracht auf 91 Jahr, 2 Monat
und 10 Tage.
Bewah-