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bange, und ich starb wircklich, und als ich den lezten Othem-Zug<br /> | bange, und ich starb wircklich, und als ich den lezten Othem-Zug<br /> | ||
gethan und das Leben ein Ende hat, so erwachte ich mit einem<br /> | gethan und das Leben ein Ende hat, so erwachte ich mit einem<br /> | ||
− | großen Geschrey, daß ich alle in meines Vaters Hauß aufweckte,<br /> | + | großen Geschrey, daß ich alle in meines <persname>Vaters </persname>Hauß aufweckte,<br /> |
und kamen zu meinem Bette, ich aber konte vor eine viertel Stunde<br /> | und kamen zu meinem Bette, ich aber konte vor eine viertel Stunde<br /> | ||
− | nichts sagen; Auf einmal fiel mir das Lied ein: Jesu meine Freude<br /> | + | nichts sagen; Auf einmal fiel mir das Lied ein: <persname>Jesu </persname>meine Freude<br /> |
− | ich betete es und unter den Worten: Gottes Lamm, mein Bräutigam<br /> | + | ich betete es und unter den Worten: <persname>Gottes </persname><persname>Lamm</persname>, mein <persname>Bräutigam</persname><br /> |
außer Dir soll mir auf Erden, nichts sonst liebers werden, legte<br /> | außer Dir soll mir auf Erden, nichts sonst liebers werden, legte<br /> | ||
− | sich die Anst meines Herzens, und ich konte meinen Eltern sagen,<br /> | + | sich die Anst meines Herzens, und ich konte meinen <persname>Eltern </persname>sagen,<br /> |
was mir geträumet hatte: ich mochte auch nicht mehr in dieser<br /> | was mir geträumet hatte: ich mochte auch nicht mehr in dieser<br /> | ||
Welt leben, weil nichts als Angst, Furcht, Schrecken und Sünden<br /> | Welt leben, weil nichts als Angst, Furcht, Schrecken und Sünden<br /> | ||
darin ist, hatte wol keine Lust mehr zum sündigen, war aber<br /> | darin ist, hatte wol keine Lust mehr zum sündigen, war aber<br /> | ||
doch nicht frey davon, und lebte immer in Unruhe. Denn ich kannte<br /> | doch nicht frey davon, und lebte immer in Unruhe. Denn ich kannte<br /> | ||
− | den Mann nicht der | + | den Mann nicht der sich für meine Sünden am Kreuze zu todt<br /> |
geblutet hat. In diesem Jahr kam ich in die Lehre zum Becker-<br /> | geblutet hat. In diesem Jahr kam ich in die Lehre zum Becker-<br /> | ||
− | Handwerck, und blieb bis 1733, da ich ausgelernt hatte, und<br /> | + | Handwerck, und blieb bis <date>1733</date>, da ich ausgelernt hatte, und<br /> |
auf die Wanderschaft ging, bey 2 Jahr so in der Welt herum<br /> | auf die Wanderschaft ging, bey 2 Jahr so in der Welt herum<br /> | ||
− | reiste und bey einem | + | reiste und bey einem franzlichen <persname>Becker </persname>arbeitete, bis ich mich<br /> |
− | 1735 den 6<hi rend="superscript">ten</hi> December von den Soldaten anwerben ließ, und unter dem<br /> | + | <date>1735 den 6</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> December</date> von den Soldaten anwerben ließ, und unter dem<br /> |
− | Groß Herzog von Florenz etwas über 1/4<hi rend="superscript">tel</hi> Jahr diente.<br /> | + | <persname>Groß Herzog von Florenz</persname> etwas über 1/4<hi rend="superscript">tel</hi> Jahr diente.<br /> |
− | Weil ich aber da auch keine Ruhe für mein Herz fand, so | + | Weil ich aber da auch keine Ruhe für mein Herz fand, so desa-<br /> |
− | tirte ich im April 36, da wir eben auf dem Marsch waren, und<br /> | + | tirte ich im <date>April 36</date>, da wir eben auf dem Marsch waren, und<br /> |
− | blieb in meinem Nacht | + | blieb in meinem Nacht Quartier zurück. versteckte mich in der<br /> |
− | Scheune hinter dem Stroh, wurde aber von meinem Hauptmann<br /> | + | Scheune hinter dem Stroh, wurde aber von meinem <persname>Hauptmann</persname><br /> |
ausgekundschaftet, daß ich in diesem Hause seyn müßte.<br /> | ausgekundschaftet, daß ich in diesem Hause seyn müßte.<br /> | ||
− | Der Hauptmann ließ gleich das | + | Der <persname>Hauptmann </persname>ließ gleich das ganze Hauß durchsuchen, und so<br /> |
− | auch die Scheune, und sie kamen auch an den Ort, wo ich saß. stie<br /> | + | auch die Scheune, und sie kamen auch an den Ort, wo ich saß. stie-<br /> |
ßen mit einem Degen und Spieß nahe bey mir in das Stroh, tra-<br /> | ßen mit einem Degen und Spieß nahe bey mir in das Stroh, tra-<br /> | ||
fen mich aber doch nicht: Da lag ich in Todes-Angst, denn ich wußte<br /> | fen mich aber doch nicht: Da lag ich in Todes-Angst, denn ich wußte<br /> | ||
wohl, daß wenn sie mich finden ich noch selbigen Tag gehengt<br /> | wohl, daß wenn sie mich finden ich noch selbigen Tag gehengt<br /> | ||
würde. Die Compagnie aber marchirte noch denselben Tag<br /> | würde. Die Compagnie aber marchirte noch denselben Tag<br /> | ||
− | fort, mein Hauptmann aber stellte eine Wache da für 3 Tag und 3 Nacht<br /> | + | fort, mein <persname>Hauptmann </persname>aber stellte eine Wache da für 3 Tag und 3 Nacht<br /> |
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Revision as of 21:40, 9 March 2018
bange, und ich starb wircklich, und als ich den lezten Othem-Zug
gethan und das Leben ein Ende hat, so erwachte ich mit einem
großen Geschrey, daß ich alle in meines <persname>Vaters </persname>Hauß aufweckte,
und kamen zu meinem Bette, ich aber konte vor eine viertel Stunde
nichts sagen; Auf einmal fiel mir das Lied ein: <persname>Jesu </persname>meine Freude
ich betete es und unter den Worten: <persname>Gottes </persname><persname>Lamm</persname>, mein <persname>Bräutigam</persname>
außer Dir soll mir auf Erden, nichts sonst liebers werden, legte
sich die Anst meines Herzens, und ich konte meinen <persname>Eltern </persname>sagen,
was mir geträumet hatte: ich mochte auch nicht mehr in dieser
Welt leben, weil nichts als Angst, Furcht, Schrecken und Sünden
darin ist, hatte wol keine Lust mehr zum sündigen, war aber
doch nicht frey davon, und lebte immer in Unruhe. Denn ich kannte
den Mann nicht der sich für meine Sünden am Kreuze zu todt
geblutet hat. In diesem Jahr kam ich in die Lehre zum Becker-
Handwerck, und blieb bis <date>1733</date>, da ich ausgelernt hatte, und
auf die Wanderschaft ging, bey 2 Jahr so in der Welt herum
reiste und bey einem franzlichen <persname>Becker </persname>arbeitete, bis ich mich
<date>1735 den 6</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> December</date> von den Soldaten anwerben ließ, und unter dem
<persname>Groß Herzog von Florenz</persname> etwas über 1/4<hi rend="superscript">tel</hi> Jahr diente.
Weil ich aber da auch keine Ruhe für mein Herz fand, so desa-
tirte ich im <date>April 36</date>, da wir eben auf dem Marsch waren, und
blieb in meinem Nacht Quartier zurück. versteckte mich in der
Scheune hinter dem Stroh, wurde aber von meinem <persname>Hauptmann</persname>
ausgekundschaftet, daß ich in diesem Hause seyn müßte.
Der <persname>Hauptmann </persname>ließ gleich das ganze Hauß durchsuchen, und so
auch die Scheune, und sie kamen auch an den Ort, wo ich saß. stie-
ßen mit einem Degen und Spieß nahe bey mir in das Stroh, tra-
fen mich aber doch nicht: Da lag ich in Todes-Angst, denn ich wußte
wohl, daß wenn sie mich finden ich noch selbigen Tag gehengt
würde. Die Compagnie aber marchirte noch denselben Tag
fort, mein <persname>Hauptmann </persname>aber stellte eine Wache da für 3 Tag und 3 Nacht
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