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dürfte, daß mir meine Sünde vergeben wäre? die antwort war:<br /> | dürfte, daß mir meine Sünde vergeben wäre? die antwort war:<br /> | ||
− | Ich solte jezt den Herrn Jesum um den Glauben bitten; ich that es und es<br /> | + | Ich solte jezt den Herrn <persname>Jesum </persname>um den Glauben bitten; ich that es und es<br /> |
wurde mir in meinem Herzen sehr wohl, so brachte ich eine<br /> | wurde mir in meinem Herzen sehr wohl, so brachte ich eine<br /> | ||
lange Zeit zu, bis sich endlich, das in mir liegende Verdorbene<br /> | lange Zeit zu, bis sich endlich, das in mir liegende Verdorbene<br /> | ||
wieder regte und mich in Noth brachte, das trieb mich zum beten,<br /> | wieder regte und mich in Noth brachte, das trieb mich zum beten,<br /> | ||
− | ich sprach auch davon mit den Erweckten Seelen, aber von der Sprache<br /> | + | ich sprach auch davon mit den <persname>Erweckten Seelen</persname>, aber von der Sprache<br /> |
− | verstunden sie nichts, doch hatte ich manchen Trost in ihrer Versammlung<br /> | + | verstunden sie nichts, doch hatte ich manchen Trost in ihrer <orgname>Versammlung</orgname><br /> |
− | da meine Lehr-Zeit verflossen, reisete ich nach | + | da meine Lehr-Zeit verflossen, reisete ich nach <placename>Frankfurth an der Oder</placename><br /> |
− | wo ich 2 junge Leute fand, die meines Sinnes waren, mit denen ich<br /> | + | wo ich <persname>2 junge Leute</persname> fand, die meines Sinnes waren, mit denen ich<br /> |
− | meine Zeit | + | meine Zeit vergnügt zubrachte, einen davon wolte den <persname>Bruder Cleve</persname><br /> |
+ | seinen bekannten in <placename>Neusalz </placename>besuchen und ich gieng mit ihm, <persname>Cleve </persname>nahm<br /> | ||
+ | uns freundlich auf, sicherte uns überall Treue und nahm uns mit<br /> | ||
+ | in die <orgname>Versammlung</orgname>, es wurde <orgname>Nachrichten </orgname>gelesen, ich hatte wohl keinen<br /> | ||
+ | Begriff davon, wurde jedoch in meinem Herzen überzeugt, daß das<br /> | ||
+ | ein <orgname>Volck Gottes</orgname> sey und das was ich vorher aus den <orgname>läster Schriften</orgname> von<br /> | ||
+ | den<persname> frommen Leuten</persname> gegen die <orgname>Brüder </orgname>gehört, fiel auf einmal weg.<br /> | ||
+ | <persname>Bruder Cleve</persname> gebleitete uns bey der Abreise und erzehlte uns verschiedenes<br /> | ||
+ | von dem Gang der <orgname>Gemeine</orgname>, sagte uns auch von <placename>Gnadenfrey</placename>, ich<br /> | ||
+ | erwegte alles in der Stille, aus liebe zu <persname>meinen Cameraden</persname>, folgte<br /> | ||
+ | ich ihm überall wo er die <persname>frommen Leute</persname> aufsuchte, es hatte aber<br /> | ||
+ | schlechte Folgen wir wurden draüber gelästert und ich gerieth in große<br /> | ||
+ | Confusion. Ein <persname>Soldaten Bruder</persname> der bey meinem <persname>Meister </persname>im<br /> | ||
+ | Quartier lag merkte es und tröstete mich, er gab mir die <orgname>berlinischen<br /> | ||
+ | Reden</orgname> welche ich fleißig las. Zum Segen für mein Herze, ich fand<br /> | ||
+ | daß ich kein rechter armer Sünder war und mir der Blick auf den<br /> | ||
+ | am Kreutz für mich zu tode gebluteten <persname>Heiland </persname>noch fehlete; dabey<br /> | ||
+ | bildete ich mir doch was darauf ein, daß ich Vergebung meiner<br /> | ||
+ | Sünden erlangt hätte; ich hütete mich wohl vor allen groben Sünden<br /> | ||
+ | hatte aber die Sünde doch heimlich lieb und lies mich auch einmal<br /> | ||
+ | überreden mit meinen <persname>Cameraden </persname>zu gehen und gegen alle Über-<br /> | ||
+ | zeugung meines Herzen, mit zu machen. da ich wieder zu mir selber<br /> | ||
+ | kam und mich besann, in was ich hinein gerathen war, schlug ich die<br /> | ||
+ | Hände über meinen Kopf zusammen und sah mich nun aufs neue<br /> | ||
+ | als eine verlorene Kreatur, am Rande der <placename>Hölle </placename>stehen, alle die<br /> | ||
+ | Gnade, die ich zu haben meynte fiel weg, ja ich dachte: nun ists aus<br /> | ||
+ | mit mir! warf mich so vor dem <persname>Heiland </persname>nieder und weinte ohne<br /> | ||
+ | Unterlaß um Erbarmung und da erschien Er mir in dem bilde wie<br /> | ||
+ | Er sich für mich zu tode geblutet und dieser Blick zerschmolz mein Herz<br /> | ||
+ | [Seitenwechsel] [page break]<br /> | ||
+ | in 1000 Sünder und Dankthränen. Ich machte gleich darauf einen<br /> | ||
+ | Besuch in <placename>Gnadenfrey</placename>. In der ersten <orgname>Versammlung </orgname>die ich besuchte<br /> | ||
+ | wurde gesungen: Er soll dein Tod und Leiden, bis leib und Seele scheiden<br /> | ||
+ | nun stets in meinem Herzen ruhen; mein Herz zerfloß dabey, in<br /> | ||
+ | Thränen, denn sein Tod und Leiden hatte mir schon das Herz ge-<br /> | ||
+ | nommen, der liebe <persname>Heiland </persname>machte mirs klar, daß ich zur<br /> | ||
+ | <orgname>Gemeine </orgname>gehörte, ich sagte es den <orgname>Brüdern</orgname>, sie wieder riethen<br /> | ||
+ | mir es aber da zu bleiben, mit den Worten: wer hier wohnen<br /> | ||
+ | will muß nichts in der Welt wollen als lediglich vor den <persname>Heiland</persname><br /> | ||
+ | und sein <orgname>Volck </orgname>leben und das mit Leib und Seel, sonst hat er nur<br /> | ||
+ | ein geplagtes Leben! welches sie mir zur überlegung gaben.<br /> | ||
+ | Der Besuch war mir sehr gesegnet. Indesen machte sich zu Hause<br /> | ||
+ | eine Gelegenheit, mein Glück in der Welt zu machen ich resol-<br /> | ||
+ | virte auch mich vest zu setzen, aber mein Herze war mir so<br /> | ||
+ | schwer dabey, daß ich weder schlafen noch ruhen konnte. Ich accordirte<br /> | ||
+ | lange mit dem lieben <persname>Heiland</persname>, heim gehen konte ich nicht und fahren<br /> | ||
+ | lassen wolte ichs nicht. in dieser Herzens Bedrängniß brachte ich<br /> | ||
+ | 18 Wochen zu und kan die Treue und Geduld des lieben <persname>Heilands </persname>nicht<br /> | ||
+ | genug bewundern, wie Er mir nach gegangen und mich mit liebe<br /> | ||
+ | überwunden, denn bey aller meiner Weigerung, hatte ich voll-<br /> | ||
+ | kommene überzeugung daß mich der liebe <persname>Heiland </persname>zur <orgname>Gemeine</orgname><br /> | ||
+ | haben wolte, nur hätte ich lieber mit einem lustigen Herzen meine<br /> | ||
+ | Sache ausgeführt. Ich gieng einmal besonders schwer in die <orgname>Kirche</orgname>,<br /> | ||
+ | der <persname>Pfarrer </persname>predigte sehr schön vom leiden und Sterben des <persname>Heilands</persname>,<br /> | ||
+ | wobey mein Herz, so beklemt und weich wurde, daß ich aus der <orgname>Kirche</orgname><br /> | ||
+ | gieng und bat was ich thun oder lassen solte, nach seinem Willen. Ich nahm<br /> | ||
+ | den 12ten Anhang schlug mir einen Vers auf und kriegte den: Ach<br /> | ||
+ | mach doch vielen Herzen, an manchen Orten bang, errege ihnen Schmerzen<br /> | ||
+ | verfolge sie so lang, bis sie sich keinen Ausweg sehn und daß sie sich<br /> | ||
+ | entschliessen, zur <orgname>Creutz-Gemein</orgname> zu gehn. Nun sagte ich, lieber<br /> | ||
+ | <persname>Heiland </persname>weiß ich deinen Willen und entschloß mich alles fahren zu lassen<br /> | ||
+ | und zur <orgname>Gemeine </orgname>zu gehn; ich machte so gleich meinen Abschied und es<br /> | ||
+ | zeigte sich dabey, gantz klar, daß die Hand des <persname>Herrn </persname>mit mir war.<br /> | ||
+ | Ich war los und dankte dem <persname>Heiland </persname>auf meinem Angesicht und gab mich<br /> | ||
+ | Ihm hin zum gantzen lohn seiner Schmerzen. Ich reisete zu <date>Ende<br /> | ||
+ | Juni 1766</date> nach <placename>Gnadenfrey</placename>, kriegte Erlaubniß auf eine Probe zu<br /> | ||
+ | bleiben, nach 4 Wochen, sagte mir <persname>Bruder Thrane</persname>, ich könnte nicht da bleiben |
Latest revision as of 07:34, 17 April 2018
dürfte, daß mir meine Sünde vergeben wäre? die antwort war:
Ich solte jezt den Herrn <persname>Jesum </persname>um den Glauben bitten; ich that es und es
wurde mir in meinem Herzen sehr wohl, so brachte ich eine
lange Zeit zu, bis sich endlich, das in mir liegende Verdorbene
wieder regte und mich in Noth brachte, das trieb mich zum beten,
ich sprach auch davon mit den <persname>Erweckten Seelen</persname>, aber von der Sprache
verstunden sie nichts, doch hatte ich manchen Trost in ihrer <orgname>Versammlung</orgname>
da meine Lehr-Zeit verflossen, reisete ich nach <placename>Frankfurth an der Oder</placename>
wo ich <persname>2 junge Leute</persname> fand, die meines Sinnes waren, mit denen ich
meine Zeit vergnügt zubrachte, einen davon wolte den <persname>Bruder Cleve</persname>
seinen bekannten in <placename>Neusalz </placename>besuchen und ich gieng mit ihm, <persname>Cleve </persname>nahm
uns freundlich auf, sicherte uns überall Treue und nahm uns mit
in die <orgname>Versammlung</orgname>, es wurde <orgname>Nachrichten </orgname>gelesen, ich hatte wohl keinen
Begriff davon, wurde jedoch in meinem Herzen überzeugt, daß das
ein <orgname>Volck Gottes</orgname> sey und das was ich vorher aus den <orgname>läster Schriften</orgname> von
den<persname> frommen Leuten</persname> gegen die <orgname>Brüder </orgname>gehört, fiel auf einmal weg.
<persname>Bruder Cleve</persname> gebleitete uns bey der Abreise und erzehlte uns verschiedenes
von dem Gang der <orgname>Gemeine</orgname>, sagte uns auch von <placename>Gnadenfrey</placename>, ich
erwegte alles in der Stille, aus liebe zu <persname>meinen Cameraden</persname>, folgte
ich ihm überall wo er die <persname>frommen Leute</persname> aufsuchte, es hatte aber
schlechte Folgen wir wurden draüber gelästert und ich gerieth in große
Confusion. Ein <persname>Soldaten Bruder</persname> der bey meinem <persname>Meister </persname>im
Quartier lag merkte es und tröstete mich, er gab mir die <orgname>berlinischen
Reden</orgname> welche ich fleißig las. Zum Segen für mein Herze, ich fand
daß ich kein rechter armer Sünder war und mir der Blick auf den
am Kreutz für mich zu tode gebluteten <persname>Heiland </persname>noch fehlete; dabey
bildete ich mir doch was darauf ein, daß ich Vergebung meiner
Sünden erlangt hätte; ich hütete mich wohl vor allen groben Sünden
hatte aber die Sünde doch heimlich lieb und lies mich auch einmal
überreden mit meinen <persname>Cameraden </persname>zu gehen und gegen alle Über-
zeugung meines Herzen, mit zu machen. da ich wieder zu mir selber
kam und mich besann, in was ich hinein gerathen war, schlug ich die
Hände über meinen Kopf zusammen und sah mich nun aufs neue
als eine verlorene Kreatur, am Rande der <placename>Hölle </placename>stehen, alle die
Gnade, die ich zu haben meynte fiel weg, ja ich dachte: nun ists aus
mit mir! warf mich so vor dem <persname>Heiland </persname>nieder und weinte ohne
Unterlaß um Erbarmung und da erschien Er mir in dem bilde wie
Er sich für mich zu tode geblutet und dieser Blick zerschmolz mein Herz
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in 1000 Sünder und Dankthränen. Ich machte gleich darauf einen
Besuch in <placename>Gnadenfrey</placename>. In der ersten <orgname>Versammlung </orgname>die ich besuchte
wurde gesungen: Er soll dein Tod und Leiden, bis leib und Seele scheiden
nun stets in meinem Herzen ruhen; mein Herz zerfloß dabey, in
Thränen, denn sein Tod und Leiden hatte mir schon das Herz ge-
nommen, der liebe <persname>Heiland </persname>machte mirs klar, daß ich zur
<orgname>Gemeine </orgname>gehörte, ich sagte es den <orgname>Brüdern</orgname>, sie wieder riethen
mir es aber da zu bleiben, mit den Worten: wer hier wohnen
will muß nichts in der Welt wollen als lediglich vor den <persname>Heiland</persname>
und sein <orgname>Volck </orgname>leben und das mit Leib und Seel, sonst hat er nur
ein geplagtes Leben! welches sie mir zur überlegung gaben.
Der Besuch war mir sehr gesegnet. Indesen machte sich zu Hause
eine Gelegenheit, mein Glück in der Welt zu machen ich resol-
virte auch mich vest zu setzen, aber mein Herze war mir so
schwer dabey, daß ich weder schlafen noch ruhen konnte. Ich accordirte
lange mit dem lieben <persname>Heiland</persname>, heim gehen konte ich nicht und fahren
lassen wolte ichs nicht. in dieser Herzens Bedrängniß brachte ich
18 Wochen zu und kan die Treue und Geduld des lieben <persname>Heilands </persname>nicht
genug bewundern, wie Er mir nach gegangen und mich mit liebe
überwunden, denn bey aller meiner Weigerung, hatte ich voll-
kommene überzeugung daß mich der liebe <persname>Heiland </persname>zur <orgname>Gemeine</orgname>
haben wolte, nur hätte ich lieber mit einem lustigen Herzen meine
Sache ausgeführt. Ich gieng einmal besonders schwer in die <orgname>Kirche</orgname>,
der <persname>Pfarrer </persname>predigte sehr schön vom leiden und Sterben des <persname>Heilands</persname>,
wobey mein Herz, so beklemt und weich wurde, daß ich aus der <orgname>Kirche</orgname>
gieng und bat was ich thun oder lassen solte, nach seinem Willen. Ich nahm
den 12ten Anhang schlug mir einen Vers auf und kriegte den: Ach
mach doch vielen Herzen, an manchen Orten bang, errege ihnen Schmerzen
verfolge sie so lang, bis sie sich keinen Ausweg sehn und daß sie sich
entschliessen, zur <orgname>Creutz-Gemein</orgname> zu gehn. Nun sagte ich, lieber
<persname>Heiland </persname>weiß ich deinen Willen und entschloß mich alles fahren zu lassen
und zur <orgname>Gemeine </orgname>zu gehn; ich machte so gleich meinen Abschied und es
zeigte sich dabey, gantz klar, daß die Hand des <persname>Herrn </persname>mit mir war.
Ich war los und dankte dem <persname>Heiland </persname>auf meinem Angesicht und gab mich
Ihm hin zum gantzen lohn seiner Schmerzen. Ich reisete zu <date>Ende
Juni 1766</date> nach <placename>Gnadenfrey</placename>, kriegte Erlaubniß auf eine Probe zu
bleiben, nach 4 Wochen, sagte mir <persname>Bruder Thrane</persname>, ich könnte nicht da bleiben