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sie fragte mich: ob ich nicht mit gehen wolte? Ich sagte<br /> | sie fragte mich: ob ich nicht mit gehen wolte? Ich sagte<br /> | ||
− | nein! Das mal noch nicht, weil ich mich | + | nein! Das mal noch nicht, weil ich mich noch nicht<br /> |
− | würdig genug fülte das Abendmahl zu geniessen. Denselben<br /> | + | würdig genug fülte das <orgname>Abendmahl </orgname>zu geniessen. Denselben<br /> |
− | Tag besuchte mich Bruder George Wallis, riß mir alle meine<br /> | + | Tag besuchte mich <persname>Bruder George Wallis</persname>, riß mir alle meine<br /> |
− | eigene Gerechtigkeit nieder und declarirte | + | eigene Gerechtigkeit nieder und declarirte mir, daß ich<br /> |
als ein Gottloser müße Barmherzigkeit suchen und daß<br /> | als ein Gottloser müße Barmherzigkeit suchen und daß<br /> | ||
einer der Galgen und Tod verdient hätte, eher Gnade<br /> | einer der Galgen und Tod verdient hätte, eher Gnade<br /> | ||
kriegen könne als ich! <add>mit meiner Frömmigkeit.</add> Das machte mich sehr confus,<br /> | kriegen könne als ich! <add>mit meiner Frömmigkeit.</add> Das machte mich sehr confus,<br /> | ||
− | da meine fromme Meisterin nach Hause kam und von<br /> | + | da <persname>meine fromme Meisterin</persname> nach Hause kam und von<br /> |
meiner Confusion hörte, sagte sie: Ich hätte mit den<br /> | meiner Confusion hörte, sagte sie: Ich hätte mit den<br /> | ||
− | Schweinen träber gefreßen, ich müßte die Herrnhuther meiden<br /> | + | Schweinen träber gefreßen, ich müßte die <orgname>Herrnhuther </orgname>meiden<br /> |
− | oder ihr Haus verlassen. Da sie wieder zum Abendmahl nach<br /> | + | oder ihr Haus verlassen. Da sie wieder zum <orgname>Abendmahl </orgname>nach<br /> |
− | Dierbach ging, ging ich mit dahin, ich lies mich beym<br /> | + | <placename>Dierbach </placename>ging, ging ich mit dahin, ich lies mich beym<br /> |
− | + | <persname>Pfarrer Lucius</persname> melden, daß ich gern mit zum <orgname>Abendmahl</orgname> gehen<br /> | |
− | wolle, er lies mir sagen: Ich soll nur in seine Predigt gehn<br /> | + | wolle, er lies mir sagen: Ich soll nur in seine <orgname>Predigt </orgname>gehn<br /> |
und werde was er sagen werde und wenn er mir denn so sey, so<br /> | und werde was er sagen werde und wenn er mir denn so sey, so<br /> | ||
− | könne ich mit zum Abendmahl gehn. Er predigte von dem<br /> | + | könne ich mit zum <orgname>Abendmahl </orgname>gehn. Er predigte von dem<br /> |
Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit und lud alle<br /> | Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit und lud alle<br /> | ||
hungrigen, zu der Mahlzeit ein, da zu essen und zu trinken<br /> | hungrigen, zu der Mahlzeit ein, da zu essen und zu trinken<br /> | ||
und <gap></gap>so fröhlich zu werden, wie es <del>bey</del> die weltlichen Hochgemuts<br /> | und <gap></gap>so fröhlich zu werden, wie es <del>bey</del> die weltlichen Hochgemuts<br /> | ||
− | größen <del>gewöhnlich</del> <corr>mit zur Art wäre</corr>. Da mich | + | größen <del>gewöhnlich</del> <corr>mit zur Art wäre</corr>. Da mich <persname>Pfarrer Lucius</persname> sah, fragte er:<br /> |
was ich für ein Landsmann sey, ich sagte ein Sachse! <add>Dann: Ja,</add><br /> | was ich für ein Landsmann sey, ich sagte ein Sachse! <add>Dann: Ja,</add><br /> | ||
− | sagte er Dr Luther ist mein Bruder, ich habe oft mit<br /> | + | sagte er <persname>Dr Luther</persname> ist mein <persname>Bruder</persname>, ich habe oft mit<br /> |
ihm im geiste gegessen und getrunken. Da es mein<br /> | ihm im geiste gegessen und getrunken. Da es mein<br /> | ||
− | Bruder hörte, daß ich zum reformirten Abendmahl gegangen<br /> | + | <persname>Bruder </persname>hörte, daß ich zum <orgname>reformirten Abendmahl</orgname> gegangen<br /> |
− | war er sehr unzufrieden, sagte: ich thäte meine Eltern<br /> | + | war er sehr unzufrieden, sagte: ich thäte meine <persname>Eltern</persname><br /> |
<add>damit </add>verdammen und meinen Glauben verleugnen, ich kam<br /> | <add>damit </add>verdammen und meinen Glauben verleugnen, ich kam<br /> | ||
darüber <del>sehr</del> in Noth und war sehr unruhig, in der<br /> | darüber <del>sehr</del> in Noth und war sehr unruhig, in der<br /> | ||
− | grösten Verlegenheit, träumte mir daß ich beym Pfarrer<br /> | + | grösten Verlegenheit, träumte mir daß ich beym <persname>Pfarrer<br /> |
− | Lucius wäre und daß er mir auf lutherische Weise das<br /> | + | Lucius</persname> wäre und daß er mir auf <orgname>lutherische Weise</orgname> das<br /> |
Brod mit den Worten gäbe: Nehmet hin und esset das ist<br /> | Brod mit den Worten gäbe: Nehmet hin und esset das ist<br /> | ||
− | der wahre Leib unsers Herrn Jesu Christi, für eure<br /> | + | der wahre Leib unsers Herrn <persname>Jesu Christi</persname>, für eure<br /> |
Sünden in den Tod gegeben und da war ich gleich alles bedenkens<br /> | Sünden in den Tod gegeben und da war ich gleich alles bedenkens<br /> | ||
− | auf einmal los: Der Meister in Basel bey dem ich nicht hatte<br /> | + | <add>auf einmal</add> los <add>und wuste das es nicht auf die äußerliche Ceremonie ankomme</add>: Der <persname>Meister</persname> in <placename>Basel </placename>bey dem ich nicht hatte<br /> |
− | bleiben können, schrieb mir nach Bern wieder zu ihm | + | bleiben können, schrieb mir nach <placename>Bern </placename><add>und bat ich möchte</add> wieder zu ihm<br /> |
+ | [Seitenwechsel] [page break]<br /> | ||
+ | <del>zu </del>kommen, ich that es endlich, sagte ihm aber gleich<br /> | ||
+ | daß ich mir Freyheit ausbiete, in die <orgname>Lindemeyerische<br /> | ||
+ | Versammlungen</orgname> zu gehen! <del>und </del>er gab mir alle Freyheit <add>und offerirte mir den Haus Schlüßel</add><br /> | ||
+ | die <persname>Brüder, Richter der Goldschmidt, Knoll und Leistel</persname><br /> | ||
+ | besuchten mich oft in dem Hause. Ich gieng alle Tage<br /> | ||
+ | <add>zu </add>einer gewissen Stunde alleine und legte mich als einen<br /> | ||
+ | Sünder dem <persname>Heiland </persname>zu füßen und weinte Ihm mein<br /> | ||
+ | Elend vor und Er trat mir einmal so recht lebendig<br /> | ||
+ | vor mein Herze, wie Er sich für meine Noth<br /> | ||
+ | zu Tode geblutet. Mein sonst sehr böser <persname>Meister</persname>,<br /> | ||
+ | machte es sehr hübsch mit mir. Da er einmal Holz<br /> | ||
+ | aussuchen gieng, rührte ihn der Schlag, da er wieder zu<br /> | ||
+ | sich kam, fragte er: <del>mich </del><add><persname>Christian </persname>was denkt ihr: wo wäre ich hin kommen</add> was ich dachte, daß es mit ihm<br /> | ||
+ | worden wäre, wenn er in der Stunde gestorben, ich sagte<br /> | ||
+ | ihm er wäre verloren gegangen und da er seine Ehr-<br /> | ||
+ | lichkeit und andere Tugenden vorbrachte, sagte ich ihm:<br /> | ||
+ | mein lieber <persname>Meister</persname>! ich bin schon viele Jahre ein<br /> | ||
+ | frommer Mensch und habe mich alles guten befleißiget,<br /> | ||
+ | ich würde aber dem ungeachtet schlecht fahren, wenn<br /> | ||
+ | ich mich nicht auf das Verdienst und Blut <persname>Jesu </persname>verlassen<br /> | ||
+ | könnte! und nannte ihm einige seiner Sünden. Er lies<br /> | ||
+ | mich bald wieder zu sich ruffen und jammerte so über<br /> | ||
+ | seine Sünden und verlorenen Zustand, daß ich mit ihm<br /> | ||
+ | weinen mußte, ich gieng alleine und bat den <persname>Heiland</persname><br /> | ||
+ | mir das zu geben was ich <persname>dem armen Mann</persname> zu sagen<br /> | ||
+ | hätte und Er stärkte mich sehr, ihn zu trösten<br /> | ||
+ | Von <placename>Basel </placename>reiste ich mit etlichen andern <persname>ledigen Brüdern</persname><br /> | ||
+ | nach <placename>Herrnhaag </placename><add>wo ich den <date>10ten May 1746</date> ankam, </add>ich dachte da nur zu besuchen, dann nach<br /> | ||
+ | Hause zu reisen und ein frommer Bürger zu werden.<br /> | ||
+ | Da wir von dem <orgname>Aufseher Collegio </orgname>gesprochen wurden<br /> | ||
+ | wurde ich gefragt: Warum ich nach <placename>Herrnhaag </placename>gekommen?<br /> | ||
+ | ich sagte es ehrlich, daß es nicht mein Sinn da zu bleiben.<br /> | ||
+ | man sagte mir dann: daß ich also je eh je lieber<br /> | ||
+ | wieder gehen soll! Da ich aus der Stube gieng, sagte<br /> | ||
+ | mir mein Herze: was hast du gethan, daß du so gesagt,<br /> | ||
+ | du kanst nicht mehr von der <orgname>Gemeine </orgname>weg, du must |
Latest revision as of 09:46, 15 April 2018
sie fragte mich: ob ich nicht mit gehen wolte? Ich sagte
nein! Das mal noch nicht, weil ich mich noch nicht
würdig genug fülte das <orgname>Abendmahl </orgname>zu geniessen. Denselben
Tag besuchte mich <persname>Bruder George Wallis</persname>, riß mir alle meine
eigene Gerechtigkeit nieder und declarirte mir, daß ich
als ein Gottloser müße Barmherzigkeit suchen und daß
einer der Galgen und Tod verdient hätte, eher Gnade
kriegen könne als ich! <add>mit meiner Frömmigkeit.</add> Das machte mich sehr confus,
da <persname>meine fromme Meisterin</persname> nach Hause kam und von
meiner Confusion hörte, sagte sie: Ich hätte mit den
Schweinen träber gefreßen, ich müßte die <orgname>Herrnhuther </orgname>meiden
oder ihr Haus verlassen. Da sie wieder zum <orgname>Abendmahl </orgname>nach
<placename>Dierbach </placename>ging, ging ich mit dahin, ich lies mich beym
<persname>Pfarrer Lucius</persname> melden, daß ich gern mit zum <orgname>Abendmahl</orgname> gehen
wolle, er lies mir sagen: Ich soll nur in seine <orgname>Predigt </orgname>gehn
und werde was er sagen werde und wenn er mir denn so sey, so
könne ich mit zum <orgname>Abendmahl </orgname>gehn. Er predigte von dem
Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit und lud alle
hungrigen, zu der Mahlzeit ein, da zu essen und zu trinken
und <gap></gap>so fröhlich zu werden, wie es bey die weltlichen Hochgemuts
größen gewöhnlich <corr>mit zur Art wäre</corr>. Da mich <persname>Pfarrer Lucius</persname> sah, fragte er:
was ich für ein Landsmann sey, ich sagte ein Sachse! <add>Dann: Ja,</add>
sagte er <persname>Dr Luther</persname> ist mein <persname>Bruder</persname>, ich habe oft mit
ihm im geiste gegessen und getrunken. Da es mein
<persname>Bruder </persname>hörte, daß ich zum <orgname>reformirten Abendmahl</orgname> gegangen
war er sehr unzufrieden, sagte: ich thäte meine <persname>Eltern</persname>
<add>damit </add>verdammen und meinen Glauben verleugnen, ich kam
darüber sehr in Noth und war sehr unruhig, in der
grösten Verlegenheit, träumte mir daß ich beym <persname>Pfarrer
Lucius</persname> wäre und daß er mir auf <orgname>lutherische Weise</orgname> das
Brod mit den Worten gäbe: Nehmet hin und esset das ist
der wahre Leib unsers Herrn <persname>Jesu Christi</persname>, für eure
Sünden in den Tod gegeben und da war ich gleich alles bedenkens
<add>auf einmal</add> los <add>und wuste das es nicht auf die äußerliche Ceremonie ankomme</add>: Der <persname>Meister</persname> in <placename>Basel </placename>bey dem ich nicht hatte
bleiben können, schrieb mir nach <placename>Bern </placename><add>und bat ich möchte</add> wieder zu ihm
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zu kommen, ich that es endlich, sagte ihm aber gleich
daß ich mir Freyheit ausbiete, in die <orgname>Lindemeyerische
Versammlungen</orgname> zu gehen! und er gab mir alle Freyheit <add>und offerirte mir den Haus Schlüßel</add>
die <persname>Brüder, Richter der Goldschmidt, Knoll und Leistel</persname>
besuchten mich oft in dem Hause. Ich gieng alle Tage
<add>zu </add>einer gewissen Stunde alleine und legte mich als einen
Sünder dem <persname>Heiland </persname>zu füßen und weinte Ihm mein
Elend vor und Er trat mir einmal so recht lebendig
vor mein Herze, wie Er sich für meine Noth
zu Tode geblutet. Mein sonst sehr böser <persname>Meister</persname>,
machte es sehr hübsch mit mir. Da er einmal Holz
aussuchen gieng, rührte ihn der Schlag, da er wieder zu
sich kam, fragte er: mich <add><persname>Christian </persname>was denkt ihr: wo wäre ich hin kommen</add> was ich dachte, daß es mit ihm
worden wäre, wenn er in der Stunde gestorben, ich sagte
ihm er wäre verloren gegangen und da er seine Ehr-
lichkeit und andere Tugenden vorbrachte, sagte ich ihm:
mein lieber <persname>Meister</persname>! ich bin schon viele Jahre ein
frommer Mensch und habe mich alles guten befleißiget,
ich würde aber dem ungeachtet schlecht fahren, wenn
ich mich nicht auf das Verdienst und Blut <persname>Jesu </persname>verlassen
könnte! und nannte ihm einige seiner Sünden. Er lies
mich bald wieder zu sich ruffen und jammerte so über
seine Sünden und verlorenen Zustand, daß ich mit ihm
weinen mußte, ich gieng alleine und bat den <persname>Heiland</persname>
mir das zu geben was ich <persname>dem armen Mann</persname> zu sagen
hätte und Er stärkte mich sehr, ihn zu trösten
Von <placename>Basel </placename>reiste ich mit etlichen andern <persname>ledigen Brüdern</persname>
nach <placename>Herrnhaag </placename><add>wo ich den <date>10ten May 1746</date> ankam, </add>ich dachte da nur zu besuchen, dann nach
Hause zu reisen und ein frommer Bürger zu werden.
Da wir von dem <orgname>Aufseher Collegio </orgname>gesprochen wurden
wurde ich gefragt: Warum ich nach <placename>Herrnhaag </placename>gekommen?
ich sagte es ehrlich, daß es nicht mein Sinn da zu bleiben.
man sagte mir dann: daß ich also je eh je lieber
wieder gehen soll! Da ich aus der Stube gieng, sagte
mir mein Herze: was hast du gethan, daß du so gesagt,
du kanst nicht mehr von der <orgname>Gemeine </orgname>weg, du must