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Transcribe anna-bohler-Women's memoirs - 12 of 192

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Antwort: ohne Glauben kan niemand den Herrn 
schauen, denn nicht glauben ist die größte Sünde.  Ich 
antwortete ganz kleinlaut;  ich habe doch um Ihn geweint, 
u. brach so in Thränen aus, daß ich darüber erwachte, 
{u.} aus dem Bette in meine Stube ging; u. {da} schüttete {ich} mein 
geängstetes Herz mit tausend Thränen vor meinem 
treuen Heiland aus, konnte aber nichts sagen als mit 
David ausrufen: Schaffe in mir Gott ein reines Herz 
u. gib mir einen neuen gewißen Geist.  Aber mein 
Herz wurde aufgelebt; ich krigte einen Blick von Ihm 
wie Er am Oelberg auch für mich das schwere Leiden 
ausgestanden hat, u. konnte mir es zu eignen; und Er 
schenkte mir die Gnade zu glauben, daß Er da auch 
für mich gezittert u. gebebt habe u. auch meine Sünden 
abgebüßt habe.  Da konnte ich sagen mit tröstlichem 
Gefühl: Ich danke dir von Herzen o Jesu, Freund in 
Noth, für deine Seelen Schmerzen, u. Marter bis in 
den Tod.  Von da an wußte ich durch Seine Gnade mir 
Sein Verdienst u. Leiden recht anzuwenden {zu Nuze zu machen}; da ver-
schwand aller Zweifel u. Unglaube, der mich so lange 
geplagt hatte.  Ich krigte auch ein Vertrauen zu meiner 
Arbeiterin u. konnte mit ihr über alles ausreden u. es 
war mir Gnade mich ihr so, wie ich mich fühlte, mit zu-
theilen; u. der Heiland legte /gewiß/ einen aparten Segen 
darauf; denn ich fühlte mich wie ein ganz anderer Mensch; 
gewiß tief beschämt, über Seine große Barmherzigkeit 
an mir Armen: aber doch, vollkommen getröstet, konnte ich 
wieder meinen Gang gehen, u. mich kindlich an Ihn hal-
 

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