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in Friedrich Unger

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Revision as of 07:20:50, Apr 17, 2018
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Revision as of 07:28:49, Apr 17, 2018
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Der Besuch war mir sehr gesegnet. Indesen machte sich zu Hause<br />
 
Der Besuch war mir sehr gesegnet. Indesen machte sich zu Hause<br />
 
eine Gelegenheit, mein Gl&uuml;ck in der Welt zu machen ich resol-<br />
 
eine Gelegenheit, mein Gl&uuml;ck in der Welt zu machen ich resol-<br />
virte auch mich erst zu setzen, ohne mein Herze war mir so<br />
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virte auch mich vest zu setzen, aber mein Herze war mir so<br />
 
schwer dabey, da&szlig; ich weder schlafen noch ruhen konnte. Ich accordirte<br />
 
schwer dabey, da&szlig; ich weder schlafen noch ruhen konnte. Ich accordirte<br />
 
lange mit dem lieben Heiland, hinn gehen konte ich nicht und fahren<br />
 
lange mit dem lieben Heiland, hinn gehen konte ich nicht und fahren<br />
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18 Wochen zu und kan die Treue und Geduld des lieben Heilandes nicht<br />
 
18 Wochen zu und kan die Treue und Geduld des lieben Heilandes nicht<br />
 
genug bewundern, wie Er mir nach gegangen und mich mit liebe<br />
 
genug bewundern, wie Er mir nach gegangen und mich mit liebe<br />
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&uuml;berwunden, denn bey aller meiner Weigerung, hatte ich voll-<br />
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kommene &uuml;berzeugung da&szlig; mich der liebe Heiland zur Gemeine<br />
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haben wolte, nur h&auml;tte ich lieber mit einem lustigen Herzen meine<br />
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Sache ausgef&uuml;hrt. Ich gieng einmal besoners schwer in die Kirche,<br />
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der Pfarrer predigte sehr sch&ouml;n vom leiden und Sterben des Heilandes,<br />
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wobey mein Herz, so beklemt und weich wurde, da&szlig; ich aus der Kirche<br />
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gieng und bat was ich thun oder lassen solte, nach seinem Willen. Ich nahm<br />
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den 12ten Anfang schlug mir einen Vers auf und kriegte den: Ach<br />
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mach doch vielen Herzen, an manchen Orten bang, errege ihm Schmerzen<br />
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verfolge sie so lang, bis sie sich keinen Ausweg sehn und da&szlig; sie sich<br />
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entschliessen, zur Creutz-Gemeine zu gehen. Nun sagte ich, lieber<br />
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Heiland wei&szlig; ich deinen Willen und entschlo&szlig; mich alles fahren zu lassen<br />
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und zur Gemeine zu gehn; ich machte so gleich meinen Abschied und es<br />
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zeigte sich dabey, gantz klar, da&szlig; die Hand des Herrn mit mir war.<br />
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Ich war los und dankte dem Heiland auf meinem Angesicht und gab mich<br />
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Ihm hin zum gantzen lohn seiner Schmerzen. Ich reisete zu Ende<br />
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Juni 1766 nach Gnadenfrey, kriegte Erlaubni&szlig; auf eine Probe zu<br />
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bleiben, nach 4 Wochen, sagte mir Bruder Thrane, ich k&ouml;nnte nich da bleiben

Revision as of 07:28:49, Apr 17, 2018

dürfte, daß mir meine Sünde vergeben wäre? die antwort war:
Ich solte jezt den Herrn <persname>Jesum </persname>um den Glauben bitten; ich that es und es
wurde mir in meinem Herzen sehr wohl, so brachte ich eine
lange Zeit zu, bis sich endlich, das in mir liegende Verdorbene
wieder regte und mich in Noth brachte, das trieb mich zum beten,
ich sprach auch davon mit den <persname>Erweckten Seelen</persname>, aber von der Sprache
verstunden sie nichts, doch hatte ich manchen Trost in ihrer <orgname>Versammlung</orgname>
da meine Lehr-Zeit verflossen, reisete ich nach <placename>Frankfurth an der Oder</placename>
wo ich <persname>2 junge Leute</persname> fand, die meines Sinnes waren, mit denen ich
meine Zeit vergnügt zubrachte, einen davon wolte den <persname>Bruder Cleve</persname>
seinen bekannten in <placename>Neusalz </placename>besuchen und ich gieng mit ihm, <persname>Cleve </persname>nahm
uns freundlich auf, sicherte uns überall Treue und nahm uns mit
in die <orgname>Versammlung</orgname>, es wurde <orgname>Nachrichten </orgname>gelesen, ich hatte wohl keinen
Begriff davon, wurde jedoch in meinem Herzen überzeugt, daß das
ein <orgname>Volck Gottes</orgname> sey und das was ich vorher aus den <orgname>läster Schriften</orgname> von
den<persname> frommen Leuten</persname> gegen die <orgname>Brüder </orgname>gehört, fiel auf einmal weg.
<persname>Bruder Cleve</persname> gebleitete uns bey der Abreise und erzehlte uns verschiedenes
von dem Gang der <orgname>Gemeine</orgname>, sagte uns auch von <placename>Gnadenfrey</placename>, ich
erwegte alles in der Stille, aus liebe zu <persname>meinen Cameraden</persname>, folgte
ich ihm überall wo er die <persname>frommen Leute</persname> aufsuchte, es hatte aber
schlechte Folgen wir wurden draüber gelästert und ich gerieth in große
Confusion. Ein <persname>Soldaten Bruder</persname> der bey meinem <persname>Meister </persname>im
Quartier lag merkte es und tröstete mich, er gab mir die <orgname>berlinischen
Reden</orgname> welche ich fleißig las. Zum Segen für mein Herze, ich fand
daß ich kein rechter armer Sünder war und mir der Blick auf den
am Kreutz für mich zu tode gebluteten <persname>Heiland </persname>noch fehlete; dabey
bildete ich mir doch was darauf ein, daß ich Vergebung meiner
Sünden erlangt hätte; ich hütete mich wohl vor allen groben Sünden
hatte aber die Sünde doch heimlich lieb und lies mich auch einmal
überreden mit meinen <persname>Cameraden </persname>zu gehen und gegen alle Über-
zeugung meines Herzen, mit zu machen. da ich wieder zu mir selber
kam und mich besann, in was ich hinein gerathen war, schlug ich die
Hände über meinen Kopf zusammen und sah mich nun aufs neue
als eine verlorene Kreatur, am Rande der <placename>Hölle </placename>stehen, alle die
Gnade, die ich zu haben meynte fiel weg, ja ich dachte: nun ists aus
mit mir! warf mich so vor dem <persname>Heiland </persname>nieder und weinte ohne
Unterlaß um Erbarmung und da erschien Er mir in dem bilde wie
Er sich für mich zu tode geblutet und dieser Blick zerschmolz mein Herz
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in 1000 Sünder und Dankthränen. Ich machte gleich darauf einen
Besuch in Gnadenfrey. In der ersten Versammlung die ich besuchte
wurde gesungen: Er soll dein Tod und Leiden, bis leib und Seele scheiden
nun stets in meinem Herzen ruhen; mein Herz zerfloß dabey, in
Thränen, denn sein Tod und Leiden hatte mir schon das Herz ge-
nommen, der liebe Heiland machte mirs klar, daß ich zur
Gemeine gehörte, ich sagte es den Brüdern, sie wieder riethen
mir es aber da zu bleiben, mit den Worten: war hier wohnen
will muß nichts in der Welt wollen als lediglich vor den Heiland
und sein Volck leben und das mit Leib und Seel, sonst hat er nur
ein geplagtes Leben! welches sie mir zur überlegung gaben.
Der Besuch war mir sehr gesegnet. Indesen machte sich zu Hause
eine Gelegenheit, mein Glück in der Welt zu machen ich resol-
virte auch mich vest zu setzen, aber mein Herze war mir so
schwer dabey, daß ich weder schlafen noch ruhen konnte. Ich accordirte
lange mit dem lieben Heiland, hinn gehen konte ich nicht und fahren
lassen wolte ichs nicht. in dieser Herzens Bedrängniß brachte ich
18 Wochen zu und kan die Treue und Geduld des lieben Heilandes nicht
genug bewundern, wie Er mir nach gegangen und mich mit liebe
überwunden, denn bey aller meiner Weigerung, hatte ich voll-
kommene überzeugung daß mich der liebe Heiland zur Gemeine
haben wolte, nur hätte ich lieber mit einem lustigen Herzen meine
Sache ausgeführt. Ich gieng einmal besoners schwer in die Kirche,
der Pfarrer predigte sehr schön vom leiden und Sterben des Heilandes,
wobey mein Herz, so beklemt und weich wurde, daß ich aus der Kirche
gieng und bat was ich thun oder lassen solte, nach seinem Willen. Ich nahm
den 12ten Anfang schlug mir einen Vers auf und kriegte den: Ach
mach doch vielen Herzen, an manchen Orten bang, errege ihm Schmerzen
verfolge sie so lang, bis sie sich keinen Ausweg sehn und daß sie sich
entschliessen, zur Creutz-Gemeine zu gehen. Nun sagte ich, lieber
Heiland weiß ich deinen Willen und entschloß mich alles fahren zu lassen
und zur Gemeine zu gehn; ich machte so gleich meinen Abschied und es
zeigte sich dabey, gantz klar, daß die Hand des Herrn mit mir war.
Ich war los und dankte dem Heiland auf meinem Angesicht und gab mich
Ihm hin zum gantzen lohn seiner Schmerzen. Ich reisete zu Ende
Juni 1766 nach Gnadenfrey, kriegte Erlaubniß auf eine Probe zu
bleiben, nach 4 Wochen, sagte mir Bruder Thrane, ich könnte nich da bleiben

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